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Eröffnungskonzert der „Pfälzischen Chortage“ bot Gregorianik und Orgel
Dekanatskantor Bernd Greiner und die Schola Cantorum Schifferstadt huldigten dem Fest „Maria Lichtmess“
Eine harmonisch zusammengestellte Kombination und ein ganz besonderes Klangerlebnis wurde den Besucherinnen und Besuchern beim Eröffnungskonzert „Pfälzische Chortage für geistliche Musik St. Jakobus Schifferstadt 2023“ geboten. Mit „Nunc dimittis“ war das Konzert am Sonntagabend, 5. Februar, überschrieben, das von Dekanatskantor Bernd Greiner aus Bellheim und der Schola Cantorum Schifferstadt unter der Leitung von Dekanatskantor Georg Treuheit mit meditativen Chorgesängen aus der Gregorianik und herausragender Orgelmusik gestaltet wurde. Im Mittelpunkt stand dabei das Fest der Darstellung des Herrn, Maria Lichtmess, das am 2. Februar gefeiert wird. Das kirchliche Fest beendet traditionellerweise die Weihnachtszeit, die Krippen und Weihnachtsbäume werden spätestens jetzt verräumt. Denn 40 Tage nach seiner Geburt wurde Jesus in den Tempel gebracht und vor Gott geweiht. Dort erkannten Simeon und Hannah, dass Jesus kein gewöhnliches Kind, sondern der Heilsbringer war. Dies bezeichnete auch das Konzertmotto „Nunc dimittis“, („Nun lässt du Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden“), welche die Anfangsworte des Lobgesangs des Simeon waren, die auch während des Konzertes zu hören waren.
Den Auftakt aber hatte Bernd Greiner auf der Vleugelsorgel mit der „Sonate in F“ des italienischen Komponisten und Bonner Hofkapellmeisters Andrea Lucchesi übernommen. Mit großer Fingerfertigkeit und stilistischer Kompetenz gab er der Sonate einen fröhlich-gefälligen Charakter, erinnerte dabei etwas an Wolfgang Amadeus Musik und ließ vieles so dahin perlen.
Auch im weiteren Konzertverlauf beeindruckte er nicht allein durch seine ausgefeilte Spieltechnik, sondern auch durch wundervolle, flexible Kraft, die schlichten Choralmelodien in ihrer ganzen Gläubigkeit auszuleuchten.
So spielte er beispielsweise eindrucks- und ausdrucksvoll sowie mit technischer Präzision eine Improvisation über „Lumen ad relevationen gentium“ („Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden), was wiederum klangschön von der Schola mit einem gregorianischen Wechselgesang vom Fest der Darstellung des Herrn aufgegriffen wurde. Denn bei den im Konzert angekündigten gregorianischen Chorälen handelte es sich um einstimmige, unbegleitete liturgische Gesänge der römisch-katholischen Kirche in lateinischer Sprache. Der Begriff wurde im 9. Jahrhundert erstmals verwendet. Die charakteristischen Merkmale sind schlichte Melodieführungen mit kleinen Intervallen, die ohne große Sprünge im Rhythmus auskommt. Zudem weist die Gregorianik kein vorgeschriebenes Tempo auf, sondern orientiert sich am jeweiligen Text des Chorals.
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Weitere interessante musikalische Begegnungen waren die einfühlsam dargebrachten Choräle „hodie beata virgo Maria….“ (Heute hat die selige Jungfrau Maria den Knaben Jesus im Tempel dargestellt) und „Beata Viscera“ (Gesegnet der Leib der Jungfrau Maria, der den Sprossder Ewigkeit trägt), dem ergänzend das„Reges Tarsis“ folgte, ein anspruchsvolles Offertorium zum Dreikönigsfest, das für die hervorragend stimmlich geschulte Schola aber kein Problem darstellte. Die Gregorianik beschreibt darin in weiten Bögen, wie die Könige aus Saba, Seba und von den Inseln zur Krippe kommen und Geschenke bringen.
In einer kurzen marianischen Antiphon für die Advents- und Weihnachtszeit „Alma redemptoris mater“ („Erhabene Mutter des Erlösers“), brachte die Schola mit Intensität und einer Reinheit der Linienführung den Glauben und die Erwartung zum Ausdruck. Der Organist ergänzte dies mit einer herrlich beschwingten Improvisation, die an John Rutter und George Gershwin erinnerte. Eine wunderschöne Wiedergabe gelang Bernd Greiner auch mitderKirchensonate „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ von Johann Sebastian Bach, die der Komponist eigens für das Fest Maria Lichtmess geschrieben hat. Klangvoll und sensibel dem Thema angemessen, wurde von ihm auch das Choralvorspiel „Maria ging geschwind mit ihrem lieben Kind“ interpretiert.
Mit einem ganz besonderen „Magnifikat“ wartete die Schola auf. Zu hören war nämlich das sogenannte „Magnifikat im neunten Ton“ (Tonus peregrinus – lateinisch für „fremder Ton“), der ein Psalmton ist, der von den acht modalen Tonleitern des gregorianischen Gesangs abweicht. Dieser Psalm hat zudem zwei verschiedene Rezitationstöne, die zusammengefügt wurden. Er wird daher gelegentlich auch als neunter Ton oder neunter Modus bezeichnet und „Wanderton“ genannt. Auch dieses Magnifikat wurde homogen und klangschön dargeboten. Dem gegenüber stellte der 49-jährige Organist passenderweise das „Magnifikat noni toni“ von Dietrich Buxtehude.
Den feierlichen Abschluss des Konzertes bildete das „Largo e spiccato“ von Johann Sebastian Bach. Ein begeistertes Publikum dankte der Schola Cantorum, den Dekanatskantoren Bernd Greiner und Georg Treuheit. Als Zugabe gabs eine schwungvolle Improvisation der vorangegangenen Werke, indem der Organist nochmals eine große Auswahl aus dem Klangreichtum der Vleugels-Orgel präsentierte.
Bericht und Fotos: Inge Schade
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